Anregungen zur Stallhaltung von Pferden im Winter
von Dr. Christa Finkler-Schade / Schade & Partner
Der Winter hat jetzt noch mal richtig Einzug gehalten und viele Pferdehalter stellen sich bei diesen Temperaturen und Schneemassen die Frage, was in der Haltung verändert werden muss und wie die Fütterung in der kalten Jahreszeit angepasst werden sollte. Für viele Pferde ist Schluss mit Weidegängen und es erfolgt eine Umstellung der Haltung auf die reine Stall-/Auslaufhaltung ohne Weidegang.
Informationen von Dr. Christ Finkler-Schade
Um gesund durch den Winter zu kommen, bedarf es einer gut organisierten Haltung, einer durchdachten Fütterung und eines betrieblich angepassten Konzepts zum Infektionsschutz (Schutzimpfungen, Entwurmungen). Dr. Christa Finkler-Schade von der Fachberatung für Pferdebetriebe Schade & Partner hat folgende Anregungen zur Stallhaltung von Pferden im Winter zusammengefasst:
Kann die Ernährung das Immunsystem unterstützen?
Ein starkes Immunsystem setzt einen gesunden Darm voraus! Demzufolge haben die Fütterungsverhältnisse einen großen Einfluss auf eine funktionierende Abwehr von krankmachenden Keimen, Viren, Parasiten und Pilzen. Je nach Immunitätslage sowie Art und Umfang einer Infektion können Erreger im Organismus entweder schnell schadlos gemacht werden oder es kommt zu einer Ausbreitung und damit zu einer Infektion. Der Körper verfügt über natürliche Schutzbarrieren, die das Eindringen von Krankheitserregern verhindern. Die größten Schutzbarrieren des Körpers sind die Haut mit dem Fell und die Schleimhäute. Sind sie gesund und durch die natürliche Bakterienflora (Haut, Magen, Darm) oder zähen Schleim (Schleimhäute) geschützt, können Keime kaum eindringen. Ebenso verhindert die Magenverdauung durch die sehr sauren Verhältnisse oder Verdauungsenzyme, die in den Darm münden, das Eindringen von Infektionserregern. Jede Verletzung, jeder Insektenstich oder Biss kann eine Eintrittspforte für Erreger darstellen. Zudem erhöht jeder Antibiotikaeinsatz die Infektionsanfälligkeit durch die Beeinträchtigung der Darmflora.
Wie ist die Raufutterqualität einzuschätzen?
Das Winterfutter setzt sich im Wesentlichen aus den im Sommer geernteten Raufuttermitteln sowie Kraft- oder Ergänzungsfuttermitteln zusammen. Das Raufutter als Heu, Grassilage oder Heulage kann sehr unterschiedliche Nährstoffgehalte aufweisen. Diese hängen zum einen von der botanischen Zusammensetzung des Aufwuchses und zum anderen vom Schnittzeitpunkt ab. Heu oder eine Heulage können früh oder spät geschnitten sein. Der Schnittzeitpunkt und damit das Alter der Pflanzen beeinflusst den Energie- und Nährstoffgehalt maßgeblich. Bei Pferdeheu bzw. Pferdeheulage kommt überwiegend der erste Schnitt zum Einsatz. Der vom nachgewachsenen Aufwuchs angefertigte zweite Schnitt (sog. Grummet) kann für Pferde ebenso Verwendung finden, wenn der Aufwuchs genügend alt werden konnte, um ausreichend Struktur bilden zu können. Das heißt, der zweite Aufwuchs sollte je nach Witterungsbedingungen mindestens sechs Wochen alt sein. Erst dann werden erforderliche Rohfasergehalte von mehr als 20 % erreicht.
Verändert sich der Bedarf in der kalten Jahreszeit?
Pferde mit dickem Winterfell wirken optisch oft sehr viel runder, als sie es in Wirklichkeit sind. Der Futterzustand von Pferden mit langem Winterhaar lässt sich nur gut beurteilen, indem man die Pferde „anfasst“: Das Fühlen der Rippenbögen gibt wichtige Anhaltspunkte zur Fettabdeckung der Rippen und damit deutliche Hinweise, ob ein Pferd zu dick oder eher dünn ist, denn im Idealzustand müssen die Rippen eines Pferdes gut fühlbar sein. Es sollte nicht viel Druck ausgeübt werden müssen, um die Rippen zu fühlen, und sie sollten auch nicht deutlich hervorgehoben sein!
Grundsätzlich muss der Nährstoffbedarf eines Pferdes seinem Trainingsniveau angepasst sein. Je nach Haltungsform und Witterung kann bei anhaltend kalten Temperaturen der Grundumsatz eines Pferdes für den Wärmehaushalt ansteigen. Dies gilt insbesondere für Pferde in Außenhaltung oder in Offenställen. Bei Pferden, die freien Zugang zu Raufutter haben, ist in solchen Phasen zu beobachten, dass sie deutlich mehr Raufutter fressen. Ist dies nicht möglich, kann der erhöhte Energiebedarf durch leicht höhere Kraftfuttermengen ausgeglichen werden (Energiebedarf kann auf bis zu 20 % steigen).
Der Anteil an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E) im Heu und in der Heulage nimmt mit zunehmender Lagerungsdauer ab. Eine angepasste Zufütterung eines vitaminierten Ergänzungsfutters/Mineralfutters ist zu Heu bzw. Heu/Hafer über den Winter erforderlich. Darüber hinaus sollte jedem Pferd der Zugang zu einem weißen Salzleckstein (NaCl) möglich sein.
Wie schaut der Umgang mit alten Pferden aus?
Bei alten Pferden besteht durch die Zahnabnutzung häufig das Problem, dass insbesondere schwerverdauliches Futter nur unzureichend gekaut und vermahlen werden kann, wodurch die Nährstoffverdaulichkeit deutlich sinkt. Es können höherverdauliche Futtermittel, wie früh geschnittenes Heu, eingeweichte Heucobs und Trockenschnitzel, ebenso Verwendung finden wie für Pferde, die Körpersubstanz abbauen, Futtermittel, die hochwertige Proteine enthalten (Zuchtfutter, Sojaschrot, Bierhefe), sowie Pflanzenöle. Hafer sollte für alte Pferde gequetscht sein oder flockiert gegeben werden.
Weidegang bei Frost?
Pferde, die regelmäßig Weidegang genießen und daran gewöhnt sind, können problemlos gefrorenes Gras fressen. Pferde in überwiegender Stall- und Paddockhaltung und Zuchtpferde, die sonst keinen Zugang dazu haben, sollten hingegen kein gefrorenes Gras fressen, da unter Umständen Koliken ausgelöst werden können.
Wie kann der Pferdehalter die Gesundheit seiner Pferde im Winter unterstützen?
Für den Pferdehalter ist es unerlässlich, für eine gute Futterqualität zu sorgen, die Fütterung seiner Pferde ausgewogen zu gestalten und gute Haltungsbedingungen zu bieten. Eine ausgewogene Fütterung sorgt für eine gute Nährstoffversorgung, einen gesunden Magen-Darm-Trakt und ein gesundes Pferd!
Kontaktieren Sie uns für mehr Informationen
Dr. Christa Finkler-Schade
Schade & Partner, Fachberatung für Pferdebetriebe